Gesang

Die Stimme ist mein Hauptinstrument. Sie ist das Instrument, welches ich immer und überall bei mir habe und mit dem ich mich mit Abstand am meisten befasse. Leider ist die Stimme auch eines der kompexesten und kompliziertesten Instrumente überhaupt. »Ein bisschen zu singen« klingt schön entspannt und unkompliziert, wenn man eine bestimmte Schwelle jedoch überschreiten möchte, ist es unabdingbar, sich intensiv mit diesem Instrument zu befassen. Die Tonerzeugung im menschlichen Körper ist von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, die es alle zu kennen und zu kotrollieren gilt. Und während ein Gitarrenlehrer eine falsche Körper– oder Fingerhaltung seines Schülers direkt sieht, ist der Vocal–Coach oft intensiv vom Feedback des Lernenden abhängig. Ich jedenfalls habe mein Leben lang gerne gesungen und tat dies auch schon etwa 20 Jahre lang vor kleinerem und größerem Publikum, bis ich mich entschloss, Unterricht zu nehmen. Möchte man sich selbst aufnehmen oder steht man mit der Band auf der Bühne, so benötigt man auch als Sänger Equipment, also mindestens ein Mikrofon. Genau um dieses Thema dreht sich diese Seite.

Mikrofone

Abbildung: Shure Beta58 Funkmikro

Es ist schon wahr – wenn man nicht sonderlich gut singen kann, dann kann auch das beste Mikro nichts mehr reißen. Andererseits kann aber auch ein minderwertiges Mikrofon eine eigentlich gute Stimme klanglich mehr oder weniger ruinieren. Extrem viele Mikros habe ich in meinem Leben nicht ausprobiert, aber einige hatte ich durchaus. Oft denkt man "Mikro ist Mikro – und Ende"! Erst bei A/B–Vergleichen fielen auch mir dann plötzlich enorme Unterschiede auf. Ich bin nun letztendlich bei drei Klassikern gelandet, die ich je nach Situation einsetze. Das Shure Beta–58 ist quasi der große Bruder des klassischen Bühnenmikrofons SM–58 (welches ich meist auch noch als Backup dabei habe). Das Beta–58 erscheint mir allerdings klarer und druckvoller als das SM–58, ist durch die Supernierencharakteristik etwas rückkopplungsfester, dämft Neben– und Griffgeräusche stärker und ist insgesamt noch robuster als das SM. Ich habe mich hier für eine Funk–Variante entschieden, womit das Beta–58 der Ideale Partner auf größeren Bühnen ist, auf denen ich mich ein wenig bewegen möchte.

Abbildung: Neumann KMS-105

Das Neumann KMS–105 ist ein etwas hochpreisigeres Profimikrofon. Als Kondensatormikrofon benötige ich hier immer Phantomspeisung, was jedoch nie ein Problem darstellt. Das KMS–105 ist unschlagbar, was Brillianz, Sprach– und Gesangsverständlichkeit bei gleichzeitiger Dämpfung unerwünschter Frequenzen angeht. Man sagt diesem Mikro auch eine hohe Rückkopplungssicherheit nach, allerdings habe ich den Eindruck, dass das Neumann in diesem Punkt hinter dem Shure ein wenig zurückbleibt, während es das Beta–58 in so ziemlich allen anderen Punkten im Regen stehen lässt (und ich bin auch mit dem Shure wohlgemerkt voll zufrieden). Als Kabelgebundenes Mikro kommt es bei mir eher auf kleineren Bühnen zum Einsatz, solange es keine Rückkopplungsprobleme gibt.

Sennheiser MD–431 Profipower. Der Begriff »Profi« ist heut zutage oft ein wenig überstrapaziert und dient manchmal nur dazu, minderwertigen Schwachsinn zumindest marketingtechnisch ein wenig aufzuhübschen. Dies in Kombination mit »Power« setzt dem Ganzen sogar noch die Krone auf. Das MD–431 verdiente diese Bezeichnung allerdings vollkommen zurecht. Das MD–431 war in der Tat in den 1980er und 1990er Jahren sehr oft in den Händen von Profis zu sehen – aus meiner Sicht zurecht. Dieser Klassiker wurde mir mal von einem Tontechniker der uns mischte für einen Gig zur Verfügung gestellt und es gab noch selten ein Mikrofon mit dem ich mich so spontan derart wohl fühlte. Allerdings stellte Sennheiser die Produktion des MD–431 irgendwann ein, sodass ein Neukauf nicht mehr möglich war. Erst nach intensiven Protesten der Kunden brachte man schließlich das MD–431 II auf den Markt. Die Neuauflage ist allerdings leider eine komplett neue Konstruktion, die der alten äußerlich noch gleicht, dieser aber technisch anscheinend nicht das Wasser reichen kann. Letztendlich habe ich mir ein gebrauchtes Exemplar, des ursprünglichen MD–431 bei eBay besorgt. Die Adresse von Sennheiser auf der beiliegenden Garantiekarte verfügt noch über eine 4–stellige Postleitzahl – das Mikro stammt also mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit aus den 1980er Jahren :–). Wie dem auch sei – seither ist auch das MD–431 ein sehr treuer Begleiter, den ich vor allem in Proben, aber gerne auch auf der Bühne einsetze.

Effektgeräte

Nicht nur Gitarristen greifen gerne auf Effekte zurück, auch für Sänger gibt es mittlerweile unzählige Möglichkeiten, den eigenen Sound digital zu schmücken. Bei Topacts kümmeren sich spezielle Assistenten darum, dass im richtigen Moment der richtige Sound anliegt, als ambitionierter Hobbykünstler muss man eher selbst auf Tretminen (Fußboden–Effektgeräte) zurückgreifen. So breite auch ich mittlerweile bei Gigs ein kleines Pedalboard vor mir auf die Bühne, welches mir fogende digitalen Helferlein bietet:

Abbildung: VoiceTone Correct, VoiceTone Create, VE-20

TC Helicon VoiceTone Correct – nein das Gerät führt keine Tonhöhenkorrektur meines Gesangs durch, das erst einmal vorweg, weil man das aus dem Namen schließen könnte. Es analysiert zwar auch meine gesungene Tonhöhe und zeigt Abweichungen an, in der Praxis hilft das aber nicht weiter. Vielmehr bietet mir das VoiceTone Correct die Möglichkeit einer grundlegenden Basisbearbeitung des Mikrofonsounds. D.h. Standards wie ein Kompressor und ein De–Esser sind an Bord, aber auch ein recht leistungsfähiger Auto–Equalizer, der beim Singen das eigene Frequenzspektrum analysiert und entsprechend der Voreinstellung Frequenzen korrigiert (z.B. Höhenanhebung und Bassabsenkung). Arbeitet man auf einem Gig mit einem Tontechniker zusammen, sollte man sich über den Einsatz dieses Gerätes aber auf jeden Fall mit ihm abstimmen, sonst wird der arme Kerl beim Soundcheck wahnsinnig. Im Grunde übernimmt das VoiceTone Correct also einfach eine Aufgabe, die ansonsten auf den Menschen am Mischpult zurückfiele.

TC Helicon VoiceTone Create und Boss VE–20 – mit diesen beiden Teilen habe ich eigentlich redundante Systeme, da es sich bei beiden um Multieffektprozessoren handelt. Das VoiceTone Create erscheint mir ein wenig hochwertiger in der qualitativen Ausstattung, während das VE–20 deutlich benutzerfreundlicher in der Konfiguration ist. Es gibt wenige Effekte, die ich permanent einsetze. Hall ist das Einzige, was mir ad hoc einfällt und auch diesen verwende ich möglichst sparsam. Diesen Dauereffekt habe ich im VoiceTone Create komplett deaktiviert und überlasse ihm dem letzten Glied in der Kette, dem VE–20. Bei einigen Songs setze ich als Akzent eine Telefon– bzw Megaphonstimme ein. Hier nutze ich das VoiceTone Create, da sich gerade dieser Effekt besser und feiner einstellen lässt. Das VE–20 bietet lediglich einen Ein– und Ausschalter für diesen Effekt. Ein nettes feature, welches ich aber bislang nicht einsetze, da es nicht in unser bisheriges Repertoire passt, ist HardTune. Hierbei wird die gesungene Melodie mit Gewalt in eine voreingestellte Tonleiter "gepresst". D.h. singt man einen Ton zwischen 2 Tönen der betreffenden Tonleiter, wird die Tonhöhe zum nächsten passenden Ton geändert. Die Stimme bekommt dadurch etwas sehr Roboterartiges. Allgemein wird dieser Effekt auch Cher–Effekt genannt, da er gerde von Cher in ihrem Hit »Believe« sehr exzessiv genutzt wurde. Aus moderner Pop– und Discomusik ist HardTune kaum noch wegzudenken. Ein nettes Feature des VE–20 ist der eingebaute Looper. Auch diesen Effekt kann ich in der Band nicht nutzen, wohl aber als Solo–Performance. Dieser erlaubt mir, bis zu 40s Gesang mitzuschneiden und dann in einer Endlosschleife wiederholen zu lassen. Zur eingesungenen Linie kann ich beliebig viele Stimmen hinzusingen und auf diese Art Songs singen, bei denen ich mich selbst begleite. Unter dem Strich bleibt jedoch, dass ich Effekte sehr sparsam einsetze, den wie in vielen Bereichen gilt auch hier:"Die Dosis macht das Gift."