Pixelwahn – Erfahrung am eigenen Leib – ein Praxisbeispiel

Ich hätte keinen Wert darauf gelegt, meine Ausführungen über den negativen Einfluss des Megapixelwahns vieler Kamerahersteller auf die Bildqualität auch in der Praxis zu beweisen. Eher unfreiwillig machte ich jedoch eine Erfahrung, die mich in meiner Einstellung zu diesem Thema absolut bestätigte.

2009 und 2010 waren Jahre, in denen viele Hersteller mit erschwinglichen Kompaktkameras auf den Markt drängten, die massiv outdoor–geeignet waren. D.h. sie waren staubgeschützt, relativ stoßfest und vor allem wasserdicht, zumindest bis in eine Tiefe von 3–6 Metern, was für Poolknipser und Schnorchler ausreichend ist. Um die Möglichkeit zu haben, eben auch mal im Pool zu filmen oder zu fotografieren, legte ich mir eine solche Kamera zu: die Pentax W90.

Die Pentax W90 war eine schön handliche Kompaktkamera, die von der Bildqualität her sicher nicht ganz vorne bei den Kompakten mitmischte, aber sie war eben wasserdicht und robust. D.h. sie war komplett staubgeschützt, sollte Stürze aus 1,2m Höhe unbeschadet überstehen und bis in eine Tiefe von 6m wasserdicht sein. Sie hatte einen 12 Megapixel–Sensor (der mir persönlich schon zu hochauflösend war), ein innenliegendes Objektiv, das einen Brennweitenbereich abdeckte, der dem Kleinbildäquivalent von 28–140mm entspricht und war in der Lage, Videos in 720p, also »kleiner HD–Auflösung« aufzunehmen. die ersten Versuche waren vielversprechend, auch wenn ich zunächst starke Skrupel hatte, ein elektronisches Gerät mit in den Pool zu nehmen und dann auch noch bewusst damit zu tauchen. Die ersten Aufnahmen entsprachen meinen Erwartungen und ich achtete auch immer penibel auf die Herstellerempfehlungen die Deckel der Kamera nie zu öffnen, solange das Gehäuse noch feucht sei, sowie stets drauf zu achten, dass die Deckeldichtungen von Batterie– und Kartenfach unbeschädigt, geschmeidig und frei von Dreck sind. Dennoch folgte irgendwann die Ernüchterung: Totalausfall, verursacht durch Wasser im System. Die Kamera ließ sich trocknen und reaktivieren, fiel beim nächsten Unterwasserversuch jedoch erneut aus. Schade – eigentlich hatte der Knirps mir bis dorthin Spaß gemacht. Selbst die 12MP hatte ich mittlerweile akzeptiert, auch wenn dei Bildqualität der W90 nun nicht die allerbeste war und von Fachleuten in Labortests gerade mal als »mitteläßig« beurteilt wurde.

Also wurde die Kamera eingeschickt und von Pentax untersucht. Anscheinend lag ein Materialfehler vor, dessen Reperatur zu teuer gewesen wäre, also erhielt ich ein Austauschmodell. Meine Überraschung war groß, als ich plötzlich eine neue Pentax WG–1 in den Händen hielt – das Nachfolgemodell der W90. Die W90 war nicht mehr lieferbar und so erhielt ich bei diesem Garantiefall einfach das Nachfolgemodell. Überhaupt war der Kundenservice von Pentax hierbei vorbildlich! Zurück zur WG–1: Das Gehäuse hatte sich verändert, die Software und Menus der Kamera schienen mir jedoch exakt der W90 zu entsprechen. Auf den ersten Blick sah die WG–1 für mich wie ein kleines Facelift der W90 aus. Allerdings hatte sich bei den technischen Daten einiges getan: Wasserdicht bis 10m, stoßfest bis 1,5m Fallhöhe, Druckfest bis 100kg (falls sich mal jemand auf die Kamera stellen möchte). Das Objektiv schien zur W90 unverändert zu sein, allerdings musste der 12MP–Sensor einem neuen mit 14MP weichen. Da ich schon über die 12MP der W90 nicht erfreut war, brachten mich die 14MP der WG–1 natürlich auch nicht zum Jubeln. "OK", dachte ich mir:"diese 2 MP werden jetzt nicht so viel ausmachen". Leider irrte ich genau an diesem Punkt. Während im Hinblick auf die übrigen Parameter beide Kameras durchaus vergleichbar sind, die WG–1 aber einfach robuster ausfällt als die W90, muss sich die 14MP auflösende WG–1 den 12MP der W90 deutlich geschlagen geben. Ich kann nicht unbedingt behaupten, dass zwischen der Bildqualität beider Kameras Welten lägen, jedoch fällt mir auf Bildern, die ich mit der WG–1 machte deutlich mehr Bildrauschen auf, als dies bei der W90 der Fall war (bei vergleichbaren Bedingungen und Parametern versteht sich).

Fazit: Es ging hier um eine Auflösungsveränderung von 2 Megapixeln, doch der Effekt ist dramatisch. Ich würde von einem Nachfolgemodell erwarten, dass es gegenüber des Vorgängers eine Weiterentwicklung ist und die Produktlinie verbessert. Im Hinblick auf die Robustheit trifft dies ja auch zu. Die Bildqualität jedoch hat von der W90 zur WG–1 jedoch leider sichtbar abgenommen. 2012 erschien übrigens der Nachfolger der WG–1, die WG–2. Diese ist nun nicht mehr 10, sondern 12m wasserdicht und filmt in Full–HD. Ihr Sensor löst nun nicht mehr in 14, sondern in 16MP aus. Bei Pentax scheint eine hohe MP–Zahl auf der Verpackung also mehr zu zählen, als Lichtempfindlichkeit und geringes Rauschverhalten. Gerade unter Wasser, wo oft schlechte Lichtverhältnisse herrschen, wäre einem evtl. mit einem 8MP großen, schön lichtstarkem Sensor viel mehr geholfen. Schade!!