Systemkameras

Beispielabbildung einer Systemkamera: die Panasonic GF-5Foto: Panasonic

In den letzten Jahren ist auf dem Markt der Digitalkameras ein neuer Kameratyp aufgetaucht, nämich die Systemkamera. Streng genommen ist diese Aussage falsch, denn auch eine Spiegelreflexkamera ist eine Systemkamera. Systemkameras sind nichts anderes als Kameras, die aus einem ganzen System wechselbarer Komponenten bestehen, wie etwa bei den Spiegelreflexkameras der Body und die dazu passenden Objektive.

Hört man jedoch heute den Begriff »Systemkamera«, so sind damit meist die modernen, spiegellosen Kameras mit Wechselobjektiven gemeint, die durch den Wegfall des Spiegels eben nicht mehr in das Segment der Spiegelreflexkameras passen. Wenn ich in diesem Artikel nun von Systemkameras spreche, klammere ich also die Spiegelreflexkameras gezielt aus, obwohl diese streng genommen ebenfalls diesem Kamerasegment zuzuordnen sind.

Pro und Contra

Systemkameras haben nun den Vorteil, dass sie sich durch den Wegfall des Spiegelkastens relativ kompakt bauen lassen, andererseits jedoch einigermaßen große Sensoren nutzen (meist Micro–Four–Thirds oder größer) und wie die D–SLRs wechselbare Objektive besitzen. Außerdem fällt mit dem Spiegel auch ein zusätzliches Verschleißteil weg. Ein weiterer Vorteil des fehlenden Spiegels: der Live–View–Modus kann jederzeit genutzt werden, ohne dass das Sucherbild dadurch beeinträchtigt wird. Bei Spiegelreflexkameras muss in der Regel der Spiegel im Live–View–Modus hochgeklappt werden, wodurch der optische Sucher komplett ausfällt. Gerade beim Filmen würde ich allerdings hin und wieder gerne den optischen Sucher nutzen. Dies ist mit einer Spiegelreflexkamera nicht möglich.

Natürlich aber haben Systemkameras auch Nachteile. Einen Optischen Sucher gibt es beispielsweise nicht, denn auch im kleinen Sucher oberhalb des Monitors bekommt man immer ein Digitalbild angezeigt. Ob dies nun Vor– oder Nachteil ist, ist natürlich eher subjektiv zu beurteilen, ich persönlich bevorzuge auf jeden Fall optische Sucher. Durch die kompakte Bauweise sind auch hier die Sensorgrößen begrenzt. Es gibt auch Systemkameras mit APS–C–Sensor, diese sind aber recht rar. Meist nutzem diese Kameras Sensoren im Mocro–Four–Thirds–Format, welches deutlich kleiner als APS–C ist. Allerdings ist auch das nur ein bedingter Nachteil, denn auch Micro–Four–Thirds lässt qualitativ die winzigen Sensoren von Kompaktkameras weit hinter sich. Die verwendeten Sensorgrößen habe ich ja nun gleichermaßen als Vor– und Nachteil genannt, denn auch dies ist ein subjektives Urteil, bzw. die Antwort auf die Frage ob dies nun Vor– oder Nachteil ist, hängt von den eigenen Ansprüchen ab.

Für wen eignen sich Systemkameras?

Kurz gesagt, für alle, die eine Lösung zwischen Kompakt– und Spiegelreflexkameras suchen und denen geschlossene Systeme wie Bridgekameras zu unflexibel sind. Qualitätiv sind Systemkameras auf jeden Fall viel näher bei de Spiegelreflex– als bei den Kompaktkameras anzusiedeln. Verglichen mit D–SLRs sind Systemkameras ein wenig kompakter und etwas günstiger. Dennoch sollte man bedenken, dass auch hier jedes einzelne Objektiv das benötigt wird, Geld kostet. Mit All–In–One–Lösungen wie Bridgekameras ist man also weniger flexibel, bleibt in Bezug auf die Kosten aber auch in einem überschaubareren Rahmen. Auch ist das Angebot an verfügbaren Objektiven meist nicht ganz so üppig wie bei D–SLRs. Dennoch: wer bei guter Qualität gerne die Flexibilität einer D–SLR hätte, das Gewicht und Volumen der Ausrüstung aber in Grenzen halten möchte, der könnte im Kamerasegment der Spiegellosen Systemkameras fündig werden.

Der Exot unter den Systemkameras

Abbildung: Ricoh GXRFoto: Ricoh

Ein Sonderfall unter den Systemkameras sei hier noch erwähnt: Die Ricoh GXR. Ich möchte hier für diese Kamera keine Schleichwerbung machen, zumal ich sie nicht aus der Praxis kenne – ich finde jedoch ihr technisches Konzept interessant und möchte sie deswegen an dieser Stelle gesondert erwähnen. Ricoh ist vor einigen Jahren einen ganz eigenen Weg gegangen und bietet mit der GXR eine Systemkamera an, bei der sich nicht nur die Objektive tauschen lassen, sondern mit den Objektiven auch die Bildsensoren. Der Kamerabody an sich beherbergt lediglich Monitor, Energiequelle, Bedienelemente, Speichermedien und die zur Bildverarbeitung und –speicherung benötigte Hard– und Software. Die Tauschbaren Elemente sind Module die jeweils aus einem Objektiv mit dazugehörigem Bildsensor bestehen. Hier lassen sich gleich mehrere Vorteile vereinen: Diese Module sind geschlossene Systeme, also unempfindlich gegen Staub und andere Verunreinigungen mit denen sich Besitzer anderer Systemkameras (auch D–SLRs) herumschlagen müssen. Die Objektive lassen sich perfekt auf den im Modul eingesetzten Sensor abstimmen. Ist ein Sensor fest im Gehäuse verbaut, so ist dies immer eine feste Vorgabe und bei der Konstrukton dazu passender Objektive muss dies berücksichtigt und evtl. auch der eine oder andere Kompromiss gemacht werden. Die Module der GXR vereinen jeweils ein Objektiv mit dazu passendem Sensor. Das macht die Module an sich natürlich nicht gerade billiger, dennoch finde ich diesen Ansatz sehr interessant und dieses System scheint sich zumindest recht stabil am Markt zu halten.